Warten

In den Werken von René gibt es keine vordefinierte Deutung. Jede:r Betrachter:in kann und soll seine ganz eigene Wahrheit entdecken. Werk und Titel stellen Schlüssel dar, um sich die Inhalte selbst zu erschließen. Selbst der Künstler sieht seine eigene Interpretation nur als eine von vielen.

Warten ist ein karges Bild, mit einer von Erosion geprägten Landschaft, in der man vielleicht nicht unbedingt ausgesetzt werden möchte. Ein Schiff braucht Wasser, ohne dass es sich keinen Zentimeter fortbewegen kann. Der Schmetterling dagegen hofft vielleicht auf den Nektar der Blütenkelche. Die Berge stehen scheinbar seit Jahrtausenden unbewegt an derselben Stelle und werden doch nach und nach von Erosion abgetragen.

Selbst als Betrachter:in wird man in diesen Prozess eingebunden, wartet man doch darauf, dass die fliegenden Steine von der Realität auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Wie auch in seinen anderen Werken verarbeitet René hier Gesehenes und Gedachtes über Jahre hinweg zu Bildinhalten, um mit unterschiedlichen Eindrücken neue visuelle Geschichten zu erschaffen, die verschiedene Lebensphasen seines Wirkens verbinden.

Über die Jahre arbeitet der Künstler immer neue Impulse ein, so lange bis das Bild „vollständig“ war. Warten ist für René auch Teil seines eigenen Lebens: Er sieht es als Prozess des Innehaltens – eine Ruhe, die ihm hilft, Änderungen seiner Umgebung zu beobachten und sich an neuen Entwicklungen zu erfreuen. Daher ist es für ihn keine verschwendete Zeit, sondern bietet die Möglichkeit zur Selbstwahrnehmung, um verstehen und lernen zu können.

Ganz im Sinne des Surrealismus ist das Bild eine Momentaufnahme. Vielleicht schwebt das Schiff im nächsten Moment davon oder der Schmetterling fängt an, zu schwimmen. Nur wenn wir warten, werden wir es erfahren. Und worauf wartest du?