Mund

Ein offener Mund mit vollen, lasziven Lippen liefert dem / der Betrachter:in einen verspielten Anblick mit einer durchaus anzüglichen Note. Der Mund scheint sich aus der Leinwand herauszuwölben, was durch die sanften Farbübergänge der verwendeten Öltechnik unterstützt wird.
Es ist spannend, wie die Künstlerin hier zeigt, dass einzelne Aspekte unseres Körpers derart ausdrucksstark sein können, dass sie selbst für sich alleinstehend eine große Bedeutung haben. Und das, obwohl wir im Allgemeinen doch eher den Gesamteindruck einer Person oder eines Gesichts wahrnehmen.

Anne hat dieses Bild bereits mehrfach gemalt, aber müde wird sie davon noch lange nicht. Wiederholungen liegen in der Natur der Kunst. Mit jeder Version dieses Werkes lernt sie etwas Neues über das Motiv. So hat diese Variante einen sanften, natürlichen Übergang zur umliegenden Struktur, während eine andere Interpretation des Bildes den Mund in Kontrast zum geschriebenen Wort stellt.

Das Werk „Mund“ wurde in gewisser Hinsicht zu ihrem Markenzeichen, was die Künstlerin recht passend findet, da das Bild sie auf eine Art auch verkörpert. Es stellt einen kleinen Ausbruch aus ihren ruhigen Motiven dar und zeigt, dass sie „auch anders kann.“ So spiegelt der Mund mit seiner Energie einen Teil ihres eigenen Wesens wider.
Anne zeigt diese Seite nicht jedem. Allerdings muss man ja auch nicht jeden Aspekt des eigenen Wesens direkt im Gesicht tragen. Wer die Künstlerin etwas besser kennt, weiß, dass sie sowieso viel lieber ihre Werke für sich sprechen lässt.